Jugendamt – Strom nicht bezahlt – Kinder abgenommen!

Viele Leute können mit Geld nicht umgehen. Wenn die Alleinerziehende Mutter mit Geld nicht umgehen kann, braucht sie meiner Meinung nach einen Sachwalter, aber sicherlich niemanden der ihr die Kinder wegnimmt!

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Absolutes NoGo, wem interessiert die 900,- Euro Stromrechnung?
Wenn der Magistrat etwas sozial wäre, dann hätte die MA40 einen Erwachsenschutzbeauftragten o.ä. zur Verfügung gestellt bzw. die 900,- Euro aus einem Spezial-Fond für Härtefälle bezahlt.
Es ist ein unhaltbarer Zustand, wenn der Magistrat, die MA11 Jugendamt  mit der MA40, nicht zusammen arbeitet!
In solchen Härtefällen sollte es beim Jugendamt einen CASE-Bearbeiterin für die Frau geben, hier sollte ein eigener Betreuer zur Seite gestellt werden, welcher Unterstützung anbietet und der Frau beim Ausfüllen von Antragsformular MA40 Härtefälle usw. hilft. Die Case-Bearbeiterin muss ALLES in ihrer Kraft stehende unternehmen, dass die Kinder bei ihrer Mutter bleiben können, Notfalls muss das Geld durch einen Sachwalter verwaltet werden!
Nur wenn es Missbrauch der Kinder, oder totale Verwahrlosung der Kinder gibt, sollten nach einem Gerichtsbeschluss  die Obsorge übertragen werden!

In der österreichischen Verfassung sind die Kinderrechte niedergeschrieben:

     BVG Artikel 2 –> https://wp.me/p4RGV9-uq

 (1) Jedes Kind hat Anspruch auf regelmäßige persönliche Beziehungen und direkte Kontakte zu beiden Elternteilen, es sei denn, dies steht seinem Wohl entgegen.

(Obendrein verstößt es gegen EMRK Art.8 und UNO Kinderrechtskonventionen).

PS: Diverse Krankenversicherungen haben einen eigenen Case-Manager zur Betreuung und Unterstützung für ältere Menschen, welche nach Hause kommen zu der betroffenen Person. Genauso einen Case-Manager sollte man künftig in solchen Fällen zum Schutz der Familie bzw. Kinderschutz in Betracht ziehen. Zumindest eine Zusammenarbeit zur MA40 ist unabdingbar, im Notfall könnte man einen Vorschuss oder eine Ratenvereinbarung mit Wien Energie vereinbaren!

m.f.g.
Admin Familie & Familienrecht, am 19-1-2019

Artikel:

„Ich bin verzweifelt!“

Strom nicht bezahlt: Amt nimmt Mutter Töchter weg

Es ist immer dramatisch, wenn das Wiener Magistrat Eltern ihre Kinder wegnehmen muss. Sehr oft ist es wichtig und notwendig, um die Kleinen vor Schaden zu bewahren. Im Fall der Floridsdorferin Andrea Neubauer ist es zumindest hinterfragenswert, ob die Behörde hier nicht überreagiert hat.

Drei Tage vor Weihnachten hat die MA 11 (Kinderhilfe) der Alleinerzieherin ihre Zwillinge Celina und Katjana (10 ) abgenommen und in ein Krisenzentrum gebracht. Dort sind sie bis jetzt. Hauptbegründung laut Protokoll: Die Mutter habe die Stromrechnung nicht bezahlt, woraufhin Wien Energie die Heizung abgedreht hat. In einer kalten Wohnung können die Kinder nicht bleiben.

Es ging um 900 Euro. Ich habe die Rechnungen am 3. Jänner beglichen. Die Heizung geht wieder. Meine Töchter weinen täglich. Sie wollen zu mir. Ich bin verzweifelt“, so Neubauer.

Acht Gefährdungsmeldungen
MA-11-Sprecherin Herta Staffa erklärt: „Die unbeheizte Wohnung war nur der letzte Anlass in einer langen Liste von Problemen. Seit 2013 gab es acht Gefährdungsmeldungen.“ Argumentation der Behörde: Die Mutter kann mit Geld nicht umgehen.

„Persönliche Abneigung im Spiel?
Bezirksrat Ossi Turtenwald (WIFF), der bei einer Befragung im Krisenzentrum dabei war: „Die Sozialarbeiter haben der Mutter jedes Wort im Mund umgedreht. Meiner Ansicht nach ist hier persönliche Abneigung im Spiel. Die Kinder gehören nach Hause.“ Und er fordert Rechtsbeistand für Eltern bei solchen Anhörungen.

Alex Schönherr, Kronen Zeitung, 16.01.2019 15:00

https://www.krone.at/1844909
Tags: MAG ELF – Magistrat Wien – Datenmissbrauch – Wien Energie – Datenschutz – DSGVO – Missbrauch Kindeswohlgefährdung – Kindeswohl – Kindesabnahme – Kinderklau- Obsorge  – Menschenrechtsverletzung

Jugendamt in Österreich – Kritik am System der Kinderabnahmen

Frage an Fr. Herta Staffa und auch an die Jugendamtsleiter der anderen Jugendämter, Jugendwohlfahrten in den anderen Bundesländern:

Wie hoch ist die Rückführungsquote im Jahr 2017, 2016 gewesen?

Admin Familie & Familienrecht, am 2.Okt, 2018
Artikel:

Bild: fraugau.de | Addendum

Wo bleiben die Kinder?

Nicht immer ist die eigene Familie der beste Ort für ein Kind. Manchmal droht ihm in seinem Zuhause Gefahr oder Verwahrlosung. In solchen Fällen kann der Staat entscheiden, dass ein Kind nicht bei den eigenen Eltern aufwachsen soll.

Eine Gratwanderung: Kritiker werfen den Behörden vor, Familien auseinander zu reißen. Wenn aber andererseits tatsächlich ein Kind zu Schaden kommt oder sogar stirbt, heißt es, die Behörden haben weggeschaut, zu lange gewartet. Wie kommt es zur Entscheidung, Kinder aus ihren Familien herauszunehmen?

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Eine wichtige Rolle kommt der Kinder- und Jugendhilfe, früher Jugendamt, zu. Bei Gefahr im Verzug kann das Jugendamt Kinder aus ihren Familien holen. Ob sie wieder dorthin zurückdürfen, entscheidet das Gericht. Bis dahin kann unter Umständen aber viel Zeit vergeheGutachten und  – Zeit, in der sich die Kinder von ihren Eltern entfremden.

Für die Beurteilung der Erziehungsfähigkeit der Eltern stützt sich das Gericht auf Gutachten. Wie ein solches Gutachten auszusehen hat, ist allerdings nicht geregelt. Wie aussagekräftig es ist, kann hinterfragt werden. Eltern können sich gegen dieses Gutachten wehren, indem sie ein Gegengutachten in Auftrag geben, das sie selbst bezahlen müssen – und das vor Gericht meistens nicht viel Berücksichtigung findet.

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Berücksichtigung finden hingegen die Empfehlungen des Jugendamts. Die Entscheidung, bei wem ein Kind aufwächst, wird also de facto oft von den betreuenden Sozialarbeitern getroffen. Obwohl die Gesetzeslage in ganz Österreich gleich ist, ist der Anteil der weggenommenen Kinder in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Hat das Jugendamt zu viel Macht?

Während betroffene Eltern auf Entscheidungen anderer warten, fallen hohe Kosten an. Bis zu 8.000 Euro müssen pro Monat gezahlt werden: für die Unterbringung im Krisenpflegezentrum, Gutachten und Besuchskontakte unter Aufsicht.

Wo bleiben die Kinder? Krisen- und Langzeitpflegefamilien haben unseren Reporterinnen erzählt, was sie dazu bewegt, fremde Kinder aufzunehmen und wie sie damit zurechtkommen, diese Kinder, die sie wie ihre eigenen behandelt haben, wieder herzugeben.

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Dass Eltern ihre Kinder erst gar nicht verlieren, hat sich der Verein Grow Together zum Ziel gesetzt. „Im Kontext – die Reportage“ zeigt, wie der Verein Mütter bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützt und hat außerdem Sozialarbeiterinnen bei Familienbesuchen begleitet und eine Mutter getroffen, die versucht, ihr Kind wieder zubekommen.

Aug 2, 2018, https://www.addendum.org/jugendamt/

Eine Kindesabnahme bedeutet nicht nur eine jahrelange Belastung, sondern auch eine finanzielle – die oft an der Armutsgrenze enden kann. https://add.at/047 Die Entscheidung wo und wie ein Kind untergebracht wird, trifft das Gericht, das oft den Empfehlungen des Jugendamts folgt. Immer wieder wird Kritik am gesamten System und der Vorgehensweise des Jugendamtes laut. Würde eine längere Prüfung der Familien die Situation eher verbessern und somit auch Geld sparen? Wäre das Geld besser in mehr Prävention oder die krisengebeutelten Familien investiert als in Vereine und private Firmen? Abonniere Sie uns! https://www.youtube.com/c/Addendumorg… Folge Addendum auf Facebook: https://add.at/daswasfehlt Oder auf Twitter: https://twitter.com/daswasfehlt Whatsapp: https://add.at/whatsapp Newsletter: https://add.at/newsletter

Tags: Video – Kindesabnahme – Gefährdungsmeldung – Kinderhandel – Kinderklau – Gefahr in Verzug – Obsorge – PAS Eltern-Kind-Entfremdung

Jugendamt – Missbrauch mit dem Missbrauch

München Möglicher Millionenschaden: Jugendamt pfuschte bei Verträgen zur Flüchtlingsbetreuung

  • Es gibt eine neue Wendung im Streit um die umstrittenen Vereinbarungen des Sozialreferats zur Flüchtlingsbetreuung.
  • Es geht um die Zusatzvereinbarungen zwischen dem Stadtjugendamt und neun Trägern, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in München betreuen.
  • Nach der Einschätzung des städtischen Revisionsamts sind die Verträge, die dazu geschlossen wurden, unwirksam.
Von Thomas Anlauf

 

Ungültige Verträge und womöglich ein Millionenschaden für die Stadt: Die Affäre um die umstrittenen Vereinbarungen des Sozialreferats zur Flüchtlingsbetreuung zieht weitere Kreise. Wie am Dienstag bekannt wurde, hat das städtische Revisionsamt nun die Verträge als unwirksam eingestuft. Konkret geht es um Zusatzvereinbarungen zwischen dem Stadtjugendamt und neun Trägern, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen.

Das im August von Oberbürgermeister Dieter Reiter eingeschaltete Revisionsamt kommt nach Angaben von Sozialreferentin Dorothee Schiwy zu dem Schluss, dass die Vereinbarungen vor der Unterzeichnung dem Stadtrat hätten vorgelegt werden müssen. Der damalige kommissarische Jugendamtsleiter Markus Schön muss seit Bekanntwerden der Vorwürfe sein Amt ruhen lassen, jetzt drohen dem Juristen personalrechtliche Konsequenzen.

Das Millionenloch im Sozialreferat

Die Schlampereien im Jugendamt bei der Abrechnung von Flüchtlingskosten haben ein viel größeres Ausmaß als befürchtet. Von Sven Loerzer mehr …

Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern nach München kommen, werden nicht in normalen Unterkünften untergebracht, sondern in speziellen Einrichtungen. Diese werden von freien Trägern, zum Beispiel Vereinen, im Auftrag der Stadt betrieben. Mit neun dieser Träger hat Schön im Mai vergangenen Jahres Verträge aufgesetzt und auch selbst unterzeichnet. Diese sahen vor, dass bei der Betreuung durchschnittlich eine Fachkraft auf zweieinhalb Jugendliche kommen sollte.

Zuvor lag der Betreuungsschlüssel bei nur 1:5, was offenbar auch am enormen Flüchtlingszuzug im Sommer und Herbst 2015 lag: Damals konnten gar nicht so viele Betreuer eingestellt werden, wie in kurzer Zeit benötigt wurden. Als sich die Lage entspannte und deutlich weniger Flüchtlinge betreut werden mussten, beschäftigten die freien Träger trotzdem noch Hunderte Sozialarbeiter und Pädagogen – als am 31. Mai 2016 die Zusatzverträge mit den Trägern abgeschlossen wurden, waren es nach SZ-Informationen 380 Fachkräfte.

Die Vereinbarungen sahen deshalb eine Personalreduzierung von jeweils zehn Prozent in drei Monaten vor. Trotzdem war offenbar auch weiter viel mehr Personal im Einsatz als eigentlich nötig und vertraglich vorgesehen.

Die Träger treten im Verbund auf – das erschwert die Abrechnung

Weshalb die Verträge zu diesem Zeitpunkt dennoch so abgeschlossen wurden, ist auch in der Referatsspitze bis heute unklar. Zum damaligen Zeitpunkt leitete noch Brigitte Meier das Sozialreferat, die Ende Juni ihren Posten wegen verschleppter Erstattungsanträge für die Flüchtlingsunterbringung räumte. Klar ist nun nach Ansicht des Revisionsamts, dass die Verträge mit den freien Trägern vom Stadtrat hätten gebilligt werden müssen. Denn in der Vergangenheit war es üblich, dass die Träger nach Tagessätzen finanziert wurden.

Nun aber wird pauschal bezahlt, was eine korrekte Abrechnung erschwert. Zudem treten die neun Träger als Verbund auf, sodass nach Angaben des Sozialreferats überhaupt nicht überprüft werden kann, welcher Träger welche Leistungen erbringt. Die Folge: Die Stadt zahlte über Monate hinweg offenbar viel zu viel Geld an die einzelnen Träger aus. Wie viel genau, ist unklar – das zu ermitteln, war nicht Aufgabe des Revisionsamts.

Die Forderungen könnten in die Millionen gehen

Sein Bericht wurde am Dienstag den Stadträten zugestellt. Darin fordert es das Sozialreferat auf zu prüfen, ob Geld von den Trägern zurückgefordert werden kann. Die Forderungen könnten in die Millionen gehen, was insbesondere kleinere Organisationen in den Ruin treiben könnte. Denn das Geld ist längst als Gehalt an die Mitarbeiter der Träger ausgezahlt. Sozialreferentin Schiwy will deshalb dem Stadtrat am 31. Januar vorschlagen, die bislang „schwebend unwirksamen“ Verträge nachträglich zu billigen, um einzelne Organisationen nicht in die Insolvenz zu treiben. Nach SZ-Informationen will sich zumindest die SPD-Fraktion Schiwys Vorschlag anschließen.

Die Sozialreferentin will im Kinder- und Jugendhilfeausschuss darüber hinaus vorschlagen, dass angesichts der anhaltend geringen Zahl neu ankommender jugendlicher Flüchtlinge nur noch dem Young Refugee Center eine pauschale Betriebserlaubnis erteilt wird, unabhängig davon, wie viele junge Flüchtlinge dort betreut werden müssen. Die Verträge mit den bisherigen Trägern der Jugendhilfe, die noch bis Ende Juni laufen, sollen danach offenbar nicht verlängert werden, sondern künftig mit den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege verhandelt werden, zumal da sich die Stadt und die Jugendhilfeträger derzeit offenbar in einem Rechtsstreit befinden.

Da Markus Schön seit August, dem Beginn der Untersuchung über die Verträge, sein Amt als kommissarischer Jugendamtsleiter ruhen lassen muss, hat Schiwy seinen Posten vorübergehend zusätzlich übernommen. Es werden nun offenbar personalrechtliche Konsequenzen aus dem Fall geprüft. Schön will sich auf SZ-Anfrage nicht zur Sache äußern.

18. Januar 2017, 10:59 Uhr
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-moeglicher-millionenschaden-jugendamt-pfuschte-bei-vertraegen-zur-fluechtlingsbetreuung-1.3336960

Jugendamt – Radikalisierung: „Haben zu lange zugesehen“

Norbert Ceipek, Leiter der Wiener „Drehscheibe“, die von der Polizei aufgegriffene ausländische Kinder aufnimmt, geht in Pension. Ein abschließendes Gespräch über verpasste Chancen im Kampf gegen Menschenhandel, Anfeindungen und seinen neuen Unruhestand

Norbert Ceipek – Drehscheibe

STANDARD: Sie haben 40 Jahre für die Jugendwohlfahrt gearbeitet, jetzt gehen Sie in Pension. Gern oder ungern?

Ceipek: Derzeit gerne. Ich weiß nicht, ob ich in ein paar Monaten anders darüber denke, aber momentan fühle ich mich ausgepowert, weil Anfeindungen und blöde Zwischenfälle immer wieder passieren. Das bindet meine Arbeitskraft, dient aber den Kindern überhaupt nicht. Das nützt höchstens den Hintermännern des organisierten Menschenhandels.

STANDARD: Was konkret meinen Sie?

Ceipek: Kürzlich hat die Polizei ein vierjähriges Mädchen aus Bulgarien in die Drehscheibe gebracht, das in einem Wiener Park gebettelt hat. Die vermeintliche Großmutter kam gleich mit und wollte das Kind ausgefolgt haben. Da sie aber weder dem Jugendamt noch der Polizei noch der bulgarischen Botschaft glaubhaft machen konnte, dass sie wirklich die Großmutter war, habe ich ihr das Kind nicht ausgefolgt. Daraufhin haben sich die Bettellobby und die Frau Hebein (Birgit Hebein, grüne Sozialsprecherin in Wien, Anm.) bei Stadtrat Oxonitsch über mich beschwert, weil ich eine Familienzusammenführung verhindern würde. Ich konnte nachweisen, dass ich korrekt gehandelt habe – aber damit war ich total beschäftigt, und es ist zermürbend.

STANDARD: Sie haben in einem STANDARD-Interview gesagt, dass bettelnde Kinder bzw. Kinder, die Taschendiebstähle begehen, eigentlich immer Roma seien und dass ein paar mächtige Clanchefs im Hintergrund die Fäden ziehen. Personalvertretung und Bettellobby haben Sie der Roma-Feindlichkeit bezichtigt, Ihre Vorgesetzten ha-ben Ihnen vorübergehend Sprechverbot erteilt. Würden Sie das heute nochmals so sagen?

Ceipek: Noch viel vehementer. Gerade jetzt in den letzten Wochen kommt immer mehr heraus, dass das, wovor ich damals gewarnt habe, eintritt.

STANDARD: Und zwar?

Ceipek: Vor kurzem wurde ein 17-jähriges Mädchen wegen serieller Diebstähle zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Dieses Mädchen war einige Male bei uns, sie musste sich als Zwölfjährige ausgeben und ist in einem Umfeld von organisierter Kriminalität aufgewachsen, das in ganz Europa tätig ist. Sie hat selbst ausgesagt, dass sie als Vierjährige verkauft wurde, mit acht Jahren zur Diebin ausgebildet wurde, und seither muss sie jeden Tag stehlen gehen. Wenn man solche Aussagen vor Gericht richtig interpretiert, kann man diesen Kindern helfen. Sonst nicht. Und die Roma-Community sollte solche Machenschaften endlich einmal verurteilen, statt zu verleugnen.

STANDARD: Was wäre die richtige Interpretation?

Ceipek: Richtig wäre, dieses Mädchen als Opfer von Menschenhandel zu sehen und auch so zu behandeln – und nicht, sie wegen hunderter Diebstähle ins Gefängnis zu stecken. Ich predige Polizei und Justiz seit Jahren, dass man hier nicht den einfacheren Weg gehen darf.

STANDARD: Bis dato erfolglos?

Ceipek: Ich bin bei den zuständigen Stellen keinen Schritt weitergekommen. Wie viele Sitzungen habe ich hinter mir: Mit der Stadtregierung, mit der Polizei, mit Justizvertretern. Ich habe alle Fälle dokumentiert, aber man hat mir gesagt, das klinge zwar alles plausibel, aber ich könne den letztgültigen Nachweis nicht erbringen.

STANDARD: Warum nicht?

Ceipek: Weil die Bosse und die Aufpasser, die sie für die Kinder abgestellt haben, so schlau sind, sie rechtzeitig abzuziehen. Wie oft hatte ich den Fall: Ein Kind wird in die Drehscheibe gebracht, es erzählt eine abenteuerliche Geschichte, wo es schon überall in Europa gestohlen hat, ich bringe die Behörden auf Trab, aber das Kind reißt wieder aus – muss wohl wieder ausreißen. Ein paar Monate später ist dasselbe Kind in Paris als Taschendieb unterwegs. Und statt sich der Sache in einer international konzertierten Kraftanstrengung anzunehmen, wirft man mir lieber Mediengeilheit vor – weil es bequemer ist.

STANDARD: Was hielten Sie für die richtige Vorgangsweise?

Ceipek: Man müsste etwas Geld in die Hand nehmen und in jedem Bundesland eine Drehscheibe errichten. Das wäre schon deshalb wichtig, um an Zahlen heranzukommen. Wir haben keine Zahlen über geschleppte Kinder in den Ländern, aber die Verantwortlichen von Polizei und Jugendwohlfahrt rufen mich oft an und fragen, was sie tun sollen. Daher weiß ich, dass es in jedem Bundesland Fälle gibt – nur offiziell wird dann immer so getan, als sei das ein Wiener Problem. Keine Fälle, keine Dokumentation, kein Geld notwendig. Aber so wird man den Kindern nicht helfen können.

STANDARD: Haben Sie sich eigentlich immer schon mit der Politik angelegt?

Ceipek: Immer mehr. Weil alle politischen Bekenntnisse, gegen Menschenhandel einzutreten, immer nur leere Worthülsen waren. Die Taskforce Menschenhandel im Außenministerium ist die einzige Stelle, die sich wirklich bemüht, etwas zu verändern und mit neuen Erkenntnissen zu arbeiten. Aber leider hat der Tiger zu selten ein Gebiss.

STANDARD: Was hat sich verändert in der Jugendwohlfahrt?

Ceipek: Leider hat man es verabsäumt, dem Trend der neuen Völkerwanderung zu entsprechen. Dem wird heute zu wenig Rechnung getragen. In Traiskirchen sitzen bis zu 700 Jugendliche wie in einer Bahnhofshalle und müssen tatenlos warten, ob sie Asyl bekommen. Dem müsste die Jugendwohlfahrt sofort Einhalt gebieten. Ich rede nicht von Wien und Niederösterreich, die kümmern sich über die Maßen um die konkret Betroffenen. Aber die Jugendwohlfahrt österreichweit und auch die Familienministerin wirken äußerst entspannt.

STANDARD: Was müsste man tun?

Ceipek: Es müsste nobelste Aufgabe von Bund und Ländern sein, die Kinder zu versorgen, und zwar so zu versorgen, dass sie nicht nur registriert und aufbewahrt werden. Es ist unmenschlich, dass diese Kinder, die traumatisiert aus Kriegsgebieten kommen, monatelang in Ungewissheit belassen werden: Sie wissen nicht, was mit ihnen passiert, sie haben nichts zu tun, niemand kümmert sich wirklich. Einige hauen ab, tauchen irgendwo unter, radikalisieren sich möglicherweise – und dann ziehen wir ihnen mit der Polizei- und Sicherheitskeule eins über.

STANDARD: Wie soll man umgehen mit Kindern und Jugendlichen, die in den „heiligen Krieg“ ziehen?

Ceipek: Dazu kann ich relativ wenig sagen, weil wir uns auf „davor“ konzentriert haben. Ich habe immer wieder Kinder hier, die Moscheen besuchen. Vor zweieinhalb Jahren habe ich erstmals IS-Fahnen unter Kinderbetten gefunden. Ich habe sofort den Verfassungsschutz alarmiert. Man sagte mir, sie kennen das Problem und sie beobachten das weiter, aber sie können nichts tun, solange nichts passiert. Es wurde in einigen Moscheen in Wien gehetzt und radikalisiert.

STANDARD: Hat man zu lang zugesehen?

Ceipek: Ja. Das ist aber nicht die Schuld der Polizei. Alle gemeinsam sind wir zu lange nicht auf das Problem aufmerksam geworden.

STANDARD: Die Budgets der Länder und Gemeinden ächzen unter dem Spardruck. Spüren Sie den auch?

Ceipek: Hier in der Drehscheibe spüren wir das nicht. Dafür bin ich auch der Gemeinde Wien sehr dankbar, dass uns das hier ermöglicht wird. Ich weiß, das ist nicht immer einfach. Aber auch wir stellen fest: Das Budget für Jugendwohlfahrt ist seit Jahren gleichbleibend, es wird tendenziell sogar weniger. Da muss ich schon fragen: Muss ich zum Beispiel ausgerechnet bei 5000 Jugendlichen sparen, die nach Österreich geflüchtet sind? Was ich heute einspare, kann mir morgen auf den Kopf fallen. Wenn ich diesen 5000 Kindern nicht oder nur schleppend bei der Integration helfe, habe ich eines Tages Erwachsene, die sich nicht selbst erhalten können und staatliche Unterstützung brauchen. Nehme ich heute ein bisschen mehr Geld in die Hand, erspare ich mir hohe Folgekosten.

STANDARD: Was sehen Sie als Ihren größten persönlichen Erfolg?

Ceipek: Dass ich die Drehscheibe in Europa so etablieren konnte, dass sie überall anerkannt ist und viele internationale Anfragen kommen, wie wir das hier geschafft haben. Natürlich ist unser Modell nicht eins zu eins auf alle Länder umsetzbar, weil es überall andere Gesetze gibt. Aber vom Prinzip her, würde ich sagen, ist die Drehscheibe beispielgebend.

STANDARD: Ihr größter Misserfolg?

Ceipek: Dass man das Potenzial, das in der Drehscheibe steckt, in Wien nicht erkannt hat. Man hätte viel mehr daraus machen können, das auf ganz Österreich ausweiten können. Dann wäre der Effekt viel nachhaltiger gewesen.

STANDARD: Was machen Sie in der Pension?

Ceipek: Ich habe einige Anfragen von Institutionen, ob ich als Konsulent arbeiten möchte. Unter anderem hat die bulgarische Regierung bei mir angefragt, ob ich Sozialarbeiter schulen könnte. Es geht auch um bessere Vernetzung von Sozialministerium und NGOs, und darum, Vorzeigeprojekte, die unter finanziellen Problemen leiden, zu retten. Das reizt mich sehr. Ich werde Mitte Mai in Bulgarien meine Zelte aufschlagen.

Norbert Ceipek (64) ist Sozialpädagoge und seit 1977 bei der Wiener Jugendwohlfahrt tätig. Der Tiroler leitete bis dato die „Drehscheibe“, eine von ihm begründete Einrichtung der MA 11, die sich seit 1998 um unbegleitete ausländische Kinder von drei bis 18 Jahren kümmert.

(INTERVIEW: Petra Stuiber, DER STANDARD, 28.3.2015)
http://derstandard.at/2000013555339/Radikalisierung-Wir-alle-haben-zu-lange-zugesehen

Elternentfremdungssyndrom – PAS = Parental Alienation Syndrom

Elternentfremdungssyndrom – (PAS = Parental Alienation Syndrom)

Flyer PAS
PAS-Flyer

Wikipedia: Eltern-Kind-Entfremdung
Wikipedia: Scheidungswaisen

PAS Eltern-Kind-Entfremdung

Das Phänomen der Elternentfremdung wurde studiert. Von Gabriele ten Hövel gibt es das Buch
Liebe Mama, böser Papa„, Kösel-Verlag ISBN 3-466-30628-0

Auszugsweise steht da:

Dieses Buch handelt von Männern und Frauen, die so ihre Kinder verloren haben oder beinahe verloren hätten. Einige haben erfolgreich gestritten, andere haben ihre Kinder Monate oder Jahre nicht gesehen. Es sind alles Eltern, die für ihre Kinder da waren und da sein wollen, die jahrelang mit ihren Kindern gelacht und geweint haben, nachts aufgestanden sind und sie herumgetragen haben, die ihnen die ersten Schritte in die Welt gezeigt und ihnen die Schnuddernase geputzt haben. Sie haben gemeinsam mit ihnen Schmetterlinge beobachtet, das Puppenhaus gebaut, den Meerschweinchenkäfig sauber gemacht und Fussball gespielt – ganz normale Väter und Mütter eben…

Durch den Einfluss des Expartners ist die gute Erinnerung der Kinder an gemeinsamen Stunden vergiftet, getrübt, einfach weg…

…Im Begriff PAS hat der amerikanische Kinderpsychiater Richard A. Gardner seine 30-jährigen Beobachtungen von erbitterten Scheidungskämpfen ums Kind zusammengefasst. Betroffen sind vor allem Männer – in Deutschland leben fast 90 Prozent aller Kinder aus gescheiterten Beziehungen bei den Müttern…

…Der Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil wird behindert, seine gute Erinnerung an Papa oder Mama subtil vergiftet, die liebevolle Beziehung, die das Kind einst zum anderen hatte, zerstört. Das Kind ist schliesslich so beeinflusst, das es selbst gar nicht mehr zum verlassenen Elternteil will…

Die brutalste Form zeigt Symptome wie das Kind entführen, das Land wechseln, den Namen und die Sprache ändern. Richard A. Gardner spricht dabei von „emotionalem Kindsmissbrauch„…

…Sie (die Kinder) wirken manchmal wie programmiert – bis in die Wortwahl und die Körperhaltung hinein kopieren sie den „guten“ Vater oder die „liebe“ Mutter. Sie verhalten sich wie ein verlängerter Arm des einen im Kampf gegen den anderen…

…Er (einer der Partner) nutzt und manipuliert das Kind in seinem Rachefeldzug gegen den anderen. Er verweigert Mediation, gütliche Einigung, Kompromisse oder Zugeständnisse. Er verhindert Besuchsrecht, verzögert Gerichtsentscheidungen oder gutachterliche Stellungnahmen, zieht einfach um oder geht mit dem gemeinsamen Kind ganz weg. Und fühlt sich dabei völlig im Recht…

…Aus der Distanz ist es oft völlig unbegreiflich, wie Psychotherapeuten, Gerichtssachverständige, Richter, Verfahrenspfleger, Anwälte, Lehrer und Kindergärtnerinnen die Tricks und Strategien entfremdender Eltern unterstützen, nicht wahrhaben, geschehen oder sich dafür einspannen lassen. Entfremdende Eltern „funktionalisieren professionelle Helfer oft mit erstaunlicher Mühelosigkeit für die eigenen Ziele und Sichtweisen des Streites“, schreibt der Düsseldorfer Psychologe Walter Andritzky…

…Doch in vielen Fällen trägt der Krieg ums Kind dazu bei, dass unsere Gesellschaft zumindest zum Teil wieder vaterlos ist…

…Wenn elterliche Entfremdung emotionaler Missbrauch ist – und darin sind sich die meisten Fachleute einig, ist zu fragen, warum nur Schlagen oder Inzest als „echter Missbrauch“ gelten…

…Zu Scheidung und Trennung gehören immer zwei. Zur Entfremdung vielleicht auch. Bis zu dem Punkt, wo das Machtgleichgewicht aus der Balance gerät…

…der Gedanke, dass jedes menschliche Verhalten Sinn macht – sonst wäre es nicht entstanden. Das würde bedeuten, auch zu verstehen, was Eltern zu Entfremdern macht, warum und wann ihr heute destruktives Verhalten einmal Sinn gemacht haben könnte. Das macht ihr Tun verständlicher, wenn auch nicht entschuldbar… selbst wenn es Gründe für sein Verhalten in seinem Familiensystem gibt. Jeder erwachsene Mensch kann wählen, ob er Altes wiederholt oder sich Hilfe sucht…

…Aber die Seele heilt sich anders, sie hat eigene Ressourcen. Die unsichtbare Seele ist eine schöpferische Quelle,…

…Wer meint, Kinder seien ein Teil der Scheidungsmasse, die man sich einverleiben kann, wer davon überzeugt ist, im Recht zu sein, wenn er „wenigstens“ das Kind für sich behalten will, wer sich anmasst, willkürlich zu entscheiden, wie ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein hat, oder wer behauptet, es sei geradezu eine freiwillige Grosszügigkeit, dem Vater oder der Mutter das Kind „zu geben“, der braucht frühzeitig Grenzen, wenn nötig, bis zur Strafandrohung. Denn je hartnäckiger der Entfremder, desto überzeugter sieht er/sie sich im Recht…

…Die Zeit arbeitet gegen die Kinder: Abende ohne Gutenachtgeschichte von Papa, Wochenenden ohne Besuch bei Oma und Opa, Nachmittage ohne gemütliches Plaudern mit Mama – und Zeit, dem Kind seine Liebe zum anderen Elternteil, die Erinnerung an das Schöne mit Papa oder Mama madig zu machen, Zeit, die Seele der Kinder zu entführen…

…Für Richter, Sozialarbeiter, Gutachter und Verfahrenspfleger ist es eine Fundgrube, rechtzeitig zu erkennen, wo Intervention, auch harte mitunter, unabdingbar ist…

…Eine Mutter sagt: „Ich will ja, dass er seinen Vater sieht, aber wenn er nicht will, muss der Wille meines Kindes respektiert werden.„…Solche Kinder benutzen of wie Papageien die gleichen Worte oder Sätze wie der entfremdende Elternteil…“Ich hatte Angst, dass die Mama denkt, dass ich auf Papas Seite bin. Wenn einer auf der anderen Seite ist, dann lässt die Mama ihn sofort stehen.“ Die Programmierung hat fatale Folgen: Kinder verlernen, ihrer eigenen Wahrnehmung zu trauen und sie zu benennen…

Kinder brauchen Vater und Mutter: Studien über Scheidungskinder belegen inzwischen eindeutig, dass Kinder, die nach der Scheidung weiter Kontakt zu Vater und Mutter haben, sich besser entwickeln…Je weniger die Eltern nach der Scheidung streiten, desto besser für die Kinder.

Gemeinsames Sorgerecht entspannt: Der Nürnberger Jurist Roland Proksch hat in einer jüngsten Studie für das Familienministerium, in der er 7’000 Paare befragt hat, belegt: Wenn Eltern das Sorgerecht nach der Trennung gemeinsam ausüben, entwickeln sich die Kinder besser…

Mama loves me, pop, I miss you...“ …Es war aufgefallen, dass unter Schulversagern, Studienabbrechern, Drogenabhängigen der Anteil der Kinder, die ohne Vater aufwuchsen, überproportional hoch war: fast zwei Drittel aller Vergewaltiger, drei Viertel der jugendlichen Mörder und ein ähnlich hoher Prozentsatz jugendlicher Häftlinge. Neun von zehn obdachlosen Kindern und mehr als zwei Drittel aller Schulabbrecher kommen aus vaterlosen Familien…

…Kinder „gehören“ niemandem und sind kein verlängerter Arm selbstbestimmter Mütter... Amerikanische Langzeitstudien und auch eine aktuelle schwedische Untersuchung von 100’000 Trennungsfamilien, die sich über die 90er-Jahre erstreckt hat, kommen zu dem Schluss: Trennungskinder sind weit häufiger psychisch krank, depressiv, drogen- oder alkoholabhängig. Das nagt an dem Glaubenssatz der 68-Generation, Scheidung sei zur Selbstverwirklichung aller Familienmitglieder besser als eine schlechte Ehe…

Ein Kind ohne Vater ist wie ein Fisch ohne Flossen: …Die Selbsttröstung, dass Kindern das Alleinleben mit ihrer Mutter nichts anhaben könne oder dass sie sich von der Trennung so schnell und leicht erholen wie von einer Grippe, taugt nicht mehr. Das Leben hat sie nicht bestätigt…Wo immer Väter da sind und sich in vielen Fällen nachgerade aufdrängen müssen, um weiter Vater sein zu dürfen, tun Mütter ihren Kindern ein schweres Unrecht an, wenn sie den Kontakt zum Vater boykottieren, verweigern, nicht fördern…Eine überraschende Zahl von Vätern verabschiede sich für immer, „weil sie es weniger schmerzlich finden, ganz aus dem Leben der Kinder zu verschwinden, als nur halbwegs darin zu sein“…

…Entfremdete Kinder koalieren mit einem Elternteil, wenn sie spüren, dass Mama sie nur dann liebt, wenn sie Papa genauso doof finden, wie Mama es sagt. Die Rollen verschwimmen. Wo eigentlich die Mutter sehen müsste, was ihr Kind braucht, um guten Kontakt zum Vater zu behalten, ist stattdessen das Kind darauf bedacht, alles zu tun, um wenigstens die Liebe der Mutter sicher zu haben. Der Sohn oder die Tochter „beschützt“ die Mutter. Mamas Kopf liegt im kindlichen Schoss statt umgekehrt. Die Kleinen müssen gross sein und sind zugleich zutiefst überfordert…Der Bielefelder Professor Uwe Jopt sagt: „Dem Erwachsenen ist seine elterliche Verantwortung verloren gegangen. Er erlebt das Kind fälschlicherweise als gleichwertigen und solidarischen Partner. „Nur so werde nachvollziehbar, wieso der „eigene Wille“ des Kindes und sein Urteil über den isolierten Vater von der Mutter zweifelsfrei als wahr akzeptiert würden. Schliesslich deckt er sich mit dem eigenen. „Damit ist jetzt auch verständlich, weshalb der Betreuende im nächsten Moment wiederum fest davon überzeugt sein kann, den nun wieder als „Kind“ gesehenen Scheinpartner von dem anderen Elternteil schützen zu müssen, indem er sich mit allen Mitteln dafür einsetzt, dass es im Sinne des kindlichen Wunsches zu keinem Kontakt kommt“, erklärt Uwe Jopt. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind beziehungsweise Vater und Kind wandle sich wie ein „Umkehrbild“: freundschaftliche Verbundenheit zwischen Gleichrangigen hier, Fürsorge für ein Kind da – je nach Bedarf. „Aus einer solchen Struktur kann es überhaupt keinen natürlichen Ausweg geben.“

Ein Kind will Vater und Mutter lieben dürfen: Warum eigentlich? Ganz einfach: weil ein Kind von beiden Eltern stammt. Es mutet fast grotesk an, dass man das überhaupt begründen muss…Warum brauchen Kinder eine Mutter? Weil sie nährt, birgt, bestätigt. Warum den Vater? Weil er stärkt, hilft, in die Welt zu gehen, weil er da ist, wenn die Kleinen ihre ersten Schritte weg von der Mutter machen, damit sie buchstäblich nicht „hängen bleiben“ in der Symbiose mit ihr. Vater und Mutter sind einmalig und unersetzbar – aus der Sicht des Kindes! In der Tiefe seines Herzens will es beide lieben dürfen. Wer sein Kind für sich allein haben will, schädigt es. Symbiotische Innigkeit zwischen Mutter und Kind über Jahre sei „psychischer Missbrauch“, sagen Psychologen. Mädchen und Jungen werden eingebunden in die unbewältigten Ängste oder biografischen Verstrickungen der Mutter. In Ehen, in denen ein Partner seelisch belastet ist, ist der andere ein Korrektiv. Das fehlt bei der Rumpffamilie. Und die Kinder haben ein höheres Risiko auf all die „modernen“ Seelenstörungen: Neurose, Sucht, Anorexie, Depression – sie können nicht wachsen und in die Welt gehen.

So ist „Mann-Sein“, das ist „Frau-Sein„: Ein Junge braucht einen Mann, um selbst Mann werden zu können, ein Mädchen lernt nur bei der Mutter, wie Frau-Sein geht. Der Junge sieht bei der Mutter, wie es ist, eine Frau zu sein, das Mädchen lernt durch Papa: „So ist ein Mann.“ Eine sichere geschlechtliche Identität ist ohne Mutter und Vater schwer zu finden.

Natürlich könnte man einwenden, dass Scheidungskinder oft bald wieder einen „sozialen Vater“ haben und so das Männliche erfahren. Das stimmt nur zum Teil. Die Vorstellung, Väter und Männer seien austauschbar, tut so, als könne die Biologie durch soziale Rollenzuschreibung widerrufen werden. Märchen und Mythen wissen das und erinnern daran. Sie erzählen von Stiefmüttern und -vätern nicht besonders freundlich. Wenn der „Stiefvater“ einen neuen Namen erhält, ist nichts gewonnen – es täuscht darüber hinweg und achtet nicht, dass Vater-Sein etwas Einmaliges, Unverwechselbares ist – natürlich gilt für Mütter dasselbe!

Kinder sind an ihren leiblichen Vater gebunden – zuallererst. Dann kommt erst einmal lange nichts und danach – vielleicht – die geglückte Beziehung zum neuen Mann der Mutter. Mütter, die ihre Kinder in eine neue Familie zwingen wollen und dafür den Vater ausgrenzen, sind schlecht beraten. 60 Prozent der Verbindungen, die so tun, als gäbe es den biologischen Vater nicht, scheitern.

Wenn Kinder ihren Vater oder die Mutter durch Tod, Unfall oder Krankheit verlieren, zerbricht etwas in ihnen. Doch in der Regel dürfen sie trauern. Das tröstet die Seele. Wenn ein Kind einen Elternteil durch die Manipulation des anderen verliert, darf nichts davon sein. Oder der Schmerz des Kindes über den Verlust der Familie wird vom Entfremder noch dazu benutzt, die Schuld dafür dem weggeschickten anderen Elternteil zuzuschieben und den Kontakt zu unterbinden.
Wenn der Sohn plötzlich stiehlt und Alpträume hat, die Tochter traurig bleibt und Bauchweh kriegt, bevor sie die Mutter besuchen soll, heisst es: „Das belastet das Kind zu sehr“, „Immer wenn sie von dir kommt, wird sie krank“ oder „Er ist so merkwürdig, wenn er zurückkommt, er verkriecht sich unter dem Tisch, was hast du mit ihm gemacht?“
Die betreuenden Eltern gehen sogar oft zum Psychologen und zeigen damit, wie ernst sie das Sorgerecht und das Wohl des Kindes nehmen. Warum? Die Kinder- und Jugendpsychiaterin Astrid Camps hat beobachtet:

  • Der sorgende Elternteil will, dass die Veränderungen am Kind (Bettnässen, Schlafstörungen etc.) behandelt werden, und er hat auch schon die Idee dazu, woran das liegen könnte (verzerrte Realitätswahrnehmung).
  • Er beweist, dass er der gute Elternteil ist, und grenzt sich gegen den „schlechten“ ab.
  • Er sucht im Therapeuten einen Verbündeten: Das Kind ist krank, weil der andere Elternteil ihm Schaden zufügt. Diesen Schaden muss der „gute“ Elternteil im Bündnis mit dem Therapeuten wieder reparieren. Der Therapeut soll die „Koalition des Guten gegen das Böse“ stärken.
  • Das Kind wird stellvertretend in Therapie geschickt. Der eigene Leidensdruck wird geleugnet, die eigene Behandlungsbedürftigkeit auf das Kind verschoben. Wenn der Therapeut nicht mitspielt, wird das Kind abgemeldet – nur in wenigen Fällen ist es Astrid Camps gelungen, den betreuenden Elternteil davon zu überzeugen, zum Beispiel den Vater oder die Mutter mit einzubeziehen.

Kinder sind Opfer, nicht Täter: Man kann es nicht genug betonen: Ihr Kind ist Opfer, nicht Täter.

Jedes manipulierte, entfremdete Kind hat früher einmal spontan geliebt. Sie wissen das. Jetzt ist es wie abgetrennt, verschlossen, das Gute ist ihm selbst versperrt. Ihr Kind wirkt ängstlich, bissig, feindselig. Es ist oft nicht einfach, in diesem ungezogenen, widerspenstigen, unverschämten kleinen Menschen das leidende Kind zu sehen…

…Eine freie Beziehung zum Kind ist ein Menschenrecht…

…Die „American Bar Association“ zeigt in einer Studie, dass Entfremdung am ehesten durch die Begegnung mit dem ausgegrenzten Elternteil geheilt wird – nicht durch „Zur-Ruhe-Kommen“ oder eine behutsame Kontaktanbahnung für zwei Stunden in sechs Wochen. In fast 400 Fällen, in denen das Gericht mehr Umgang mit dem isolierten Elternteil anordnete (in der Hälfte der Fälle auch gegen den Widerstand der Kinder), hat sich das Verhältnis der Kinder zu diesem Elternteil in neun von zehn Fällen wieder normalisiert. Auch Erziehungsschwierigkeiten, Krankheiten oder soziale Probleme der Kinder, die mit der Entfremdung einhergingen, sind danach verschwunden…

…“Ich hatte Angst, dass die Mama denkt, dass ich auf Papas Seite bin. Wenn einer auf der anderen Seite ist, dann lässt die Mama ihn sofort stehen“, sagt ein kleines Mädchen…

…Der Nachname wird geändert: Eltern, die das betreiben, wissen nicht, was sie tun. Sie zerschneiden die Wurzeln zum entfremdeten Elternteil und drücken damit auch ihre Geringschätzung für die Verbindung des Kindes zu ihm aus…

  • Was können Sie tun?: Richard A. Warshak rät (Warshak 2001):

    Manchmal sagen Kinder, sie wollten einen Elternteil nicht mehr sehen, um der extremen Spannung und Angst zu entgehen. Als Zurückgewiesener mögen Sie denken, das habe Ihr Expartner angerichtet. Das muss nicht so sein. Kinder wollen einfach nicht im Kreuzfeuer des Streits stehen. Manche Therapeuten empfehlen dann, den Kindern das zu ersparen, indem sie den Kontakt zu einem Elternteil abbrechen. Folgen Sie diesem Rat lieber nicht. Vermeiden Sie die Begegnung mit ihrem Expartner aber bei zu grossen Spannungen…Vermeiden Sie aber auch, dass Grossmütter oder Bekannte sich einmischen. Das verschärft oftmals nur die Spannungen.
  • Bitten Sie den anderen Elternteil, Ihnen dabei zu helfen, die Situation wieder zu verbessern. Wenn das klappt – prima. Wenn Ihr Expartner Ihnen Hilfe verweigert und sich stattdessen durch die kindliche Ablehnung bestätigt fühlt, trägt er oder sie zur Entfremdung bei – wenn nicht aktiv, so doch passiv, indem sie/er dem Kind sein abweisendes Verhalten nachsieht.
  • Wenn Eltern depressiv sind oder emotional instabil, sorgt oft das Kind für sie statt umgekehrt. Solche Kinder wollen ihre Mutter nicht allein lassen, weigern sich, zum Vater zu gehen. Das ist (noch) keine Entfremdung. Manche Eltern stabilisieren sich emotional über ihre Kinder, ohne sie bewusst zu manipulieren…

Der Richter – vorerst tatenlos: …Warum haben Frauen bei Richtern und Sozialarbeitern mehr Kredit?
Weil ein Kind in den Augen der Justiz zur Mutter gehört – auch wenn sie neurotisch, manipulativ und missbrauchend ist? Sind Frauen noch immer qua Geschlecht Opfer – auch wenn sie den Rosenkrieg vom Zaun brechen?

…Wir wissen aber: Wer sein Kind dem anderen vorenthält, es für sich allein haben will, handelt fahrlässig.

…Manchmal sind die Vorwürfe auch subtil verpackt: „Du willst die Kinder nur, um deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, du denkst gar nicht an die Kinder“, schreibt eine Mutter. So als ob der schlichte Wunsch, sein Kind zu sehen, irgendwie Missbrauch wäre. „So als ob das Kind selber überhaupt keine Kontaktwünsche haben könnte“, schreibt der Düsseldorfer Psychologe Walter Andritzky (Andritzky 2002)…

Wem helfen die Helfer? Richter, Sozialarbeiter oder Gutachter werden bei solchen Szenarien leicht und gern zu „Beschützern“ – nicht der Kinder, sondern des entfremdenden Elternteils, meistens der Mutter. Ärzte schreiben gefällig Atteste, um Umgang zu verhindern, Psychotherapeuten bescheinigen, dass die Kinder wegen des anderen Elternteils Bauchweh, Grippe und Schulangst haben, unerfahrene Verfahrenspfleger ergreifen vehement Partei für eine offensichtlich kranke Frau, die grandios aufzutreten versteht, neutrale Gutachter werden zu Leisetretern und geraten, ohne es zu merken, auf die Seite der Täter…

Das gemeinsame Sorgerecht, was heute auch nach der Scheidung üblich ist (Deutschland), hat nachweislich positive Wirkung für Scheidungskinder, wie der Nürnberger Jurist Roland Proksch in einer grossen Studie für die derzeitige Bundesregierung herausgefunden hat. Die getrennten Paare sind entspannter, die Kinder entwickeln sich unkomplizierter. Jeder Sorgerechtsstreit bringt dagegen Stress für alle Beteiligten. Allein das Ansinnen, den Vater oder die Mutter aus der Sorge um das gemeinsame Kind auszugrenzen, ist feindselig…Wer den Vater eines Kindes nicht achtet, verachtet auch sein Kind…

Gründe für entfremdendes Verhalten: …Rache spielt zum Beispiel eine grosse Rolle, Selbstverliebtheit, Rechthaberei, verbitterter Hass, paranoide Ängste…

…Entschuldigen Sie sich, wenn nötig, bitten Sie ihn/sie darum, dass die Kinder nicht für Ihre Sünden zahlen müssen. Vielleicht ändert sich etwas…

…Die Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen nehmen in dem Masse ab, „in dem gut über den Vater beziehungsweise die Mutter vom erziehenden Elternteil gesprochen wird„, sagt ein erfahrener Erziehungsberater. Nehmen Sie sich das zu Herzen und fangen Sie damit an – unabhängig davon, was Ihr Partner tut…

…Nur wenige stark entfremdende Eltern stellen sich einer Beratung. Nur wenige sind bereit, ihr Handeln überhaupt in Frage zu stellen. Mediation? Das brauchen sie nicht. Therapie? Der andere ist labil, verrückt oder krank…

…Die gängigsten Instrumente der Scheidungsbegleitung laufen bei elterlicher Entfremdung leicht ins Leere. Richter, Verfahrenspfleger, Gutachter und selbst Therapeuten spielen das Spiel der Entfremder dadurch häufig mit. Sie werden ungewollt „Komplizen“ – dabei sollten mindestens die Justiz und die Sozialarbeiter eigentlich eine „dritte“, neutrale Kraft sein, die sich am „Kindeswohl“ und im Falle von PAS-Symptomen nicht am „Kindeswillen“ orientiert. Denn der ist manipuliert. Eltern, deren Kinder durch PAS gefährdet sind, brauchen Hilfe und Schutz von aussen: vom Gericht, von Anwälten, Sozialarbeitern und Gutachtern. Sonst können sie ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen. Wer sein Kind entfremdet, braucht von Anfang an Grenzen. Keine Toleranz und kein Verständnis. Auch wenn sich herausstellen mag, dass solche Menschen selbst Opfer waren, dass sie sexuell missbraucht, seelisch gequält oder verlassen wurden. Als Erwachsene sind sie verantwortlich für ihr Verhalten. Toleranz, Verständnis, Gewährenlassen verstärken ihr Gefühl, im Recht zu sein, wo sie in Wahrheit ihre eigene Verstrickung weiterinszenieren…

Borderline-Symptome bei entfremdenden Eltern

  • Entfremdende Eltern haben ein aufgeblähtes Selbstbild, gehen selbst bei milder Kritik „in die Luft“, alles ist „zu anstrengend“ (geringe Frustrationstoleranz bei Stress). An allem, was schief geht, sind die anderen schuld.
  • Sie haben wenige persönliche Beziehungen, sind oft chronisch depressiv, werden als fassadenhaft beschrieben und die anderen sind entweder nur gut oder nur schlecht.
  • Boderliner sind schwer als gestört zu erkennen, weil sie im Arbeitsleben gut funktionieren, mit sich selbst aber wenig anzufangen wissen und sich innerlich leer fühlen.
  • Eigene Gefühle, Taten und Ängste werden auf andere projiziert. (Eine Frau entführt ihre Kinder, isoliert den Mann und wirft ihm vor, er wolle die Kinder entführen)
  • Sie unternehmen alles, um nicht verlassen zu werden.
  • Ihre Liebesbeziehungen sind instabil, aber intensiv. Erst wird der andere idealisiert, denn extrem abgewertet.
  • Viele leiden an selbstschädigendem Verhalten (Ritzen, Bulimie, Magersucht), drohen mit Suizid.
  • Sie reagieren mit Wutausbrüchen und unangemessenem Ärger, wenn sie verlassen werden. Sie schlagen zu – auch bei Frauen.
  • Ihre Stimmung ist gereizt, überdreht und wechselt schnell zwischen Ärger, Panik, Verzweiflung und Depressionen.

Fragen für Gutachter und Sozialarbeiter

Für Menschen, die es mit strittigen Sorgerechtsfällen zu tun haben, könnte der folgende Fragenkatalog, den ich nach Walter Andritzkys Beobachtungen zusammengestellt habe, hilfreich sein, um sich ein präziseres Bild davon zu machen, mit wem sie es zu tun haben:

  • Wie beschreiben entfremdende Eltern die Vorgeschichte der Beziehung?
  • Was waren die Hauptkonflikte? Sprechen sie von „ewigem Hin und Her“, von Kommunikationsstörungen, Gewaltepisoden?
  • Wie äussern sie sich über den Trennungsprozess? Zur Borderline-Symptomatik gehören Gefühle wie Angst, das Empfinden von Gewalt und ein völliges Fehlen von selbstkritischem Denken.
  • Wie ist der Erziehungsstil: eher locker oder angepasst und orientiert an festen, oft strengen, starren Regeln und Weltbildern?
  • Wie redet der entfremdende Elternteil über Vater oder Mutter des Kindes: gut oder beschreibt er/sie nur die Defizite („kümmert sich nicht genug um mich“, „will nur die Kinder“, „ist kein aufmerksamer Vater“)?
  • Wie begründet der entfremdende Elternteil den Umgangsboykott oder warum er den anderen ausgrenzt? Sind die Gründe rational einsichtig oder eher irrational und übertrieben?
  • Wie beschreiben entfremdende Eltern ihre Beziehung zum Kind? Sprechen sie dabei mehr über sich und ihre narzisstische Bestätigung? („Schmusen“, „findet mich gut“, „wir machen alles gemeinsam“, „ich weiss am besten, was gut für das Kind ist“.)
  • Wie geht er/sie mit dem Kind um? Sendet er/sie „Doppelbotschaften“? (Zum Beispiel: „Wenn du willst, kannst du deinen Vater jederzeit anrufen“ – nonverbal werden aber ärgerliche Reaktionen bei Telefongesprächen mit dem Vater zum Ausruck gebracht. Oder: Die Mutter umklammert ihr weinendes Kind am Auto des Verfahrenspflegers und sagt: „Du kannst ruhig gehen, steig ein, es dauert doch nur zwei Stunden.“)
  • Bemühen sich Frauen, den Eindruck zu vermitteln, dass sie fehlerlos und ohne emotionale Probleme seien.

Hilfen für Helfer: …Manchmal steckt die Angst dahinter, der Mutter „das Kind als Antidepressivum“ zu nehmen. „Was passiert, wenn wir das Kind rausholen?„, fragen bange Sozialarbeiter und denken mehr an die erwachsene Mutter als an das hilflose Kind. „Rausholen“ heisst hier wohlgemerkt nicht, dass das Kind der Mutter oder dem Vater weggenommen werden soll, es bedeutet lediglich, dafür zu sorgen, dass es zum anderen Elternteil einen stabilen Kontakt aufbaut. Wer, wenn nicht die Expartner, kann hier an erster Stelle wenigstens einen Ausgleich für das Kind schaffen und dazu beitragen, dass es ein stabiles Selbst entwickelt und nicht hängen bleibt im Kokon eines durch Traumatisierung verzerrten Weltbildes des entfremdenden Elternteils?

…Im Kontakt mit entfremdenden Müttern und Vätern muss bewusst bleiben, dass es sich um Menschen handelt, die in ihrem Selbstwertgefühl schwer gestört sind. Dazu gehört auch, dass sie lügen, unkooperativ sind, Mediation oder Therapie ablehnen – eben weil sie ihre Gefühle abgekapselt haben…

…Die andere Seite im Umgang mit diesen Menschen ist, ein „Gleichgewicht von sachlich aufklärender Konfrontation und konsequenter Grenzsetzung“ zu finden, schreibt Walter Andritzky.

Dazu sind mitunter auch Druckmittel nötig, wenn der manipulierende und entfremdende Elternteil jede Zusammenarbeit ablehnt: Unterhaltskürzung, angedrohter Wechsel des Sorgerechts, gerichtliche Umgangsanordnung bis hin zu Hausarrest oder Inhaftierung.

Ohne gerichtliche Sanktionsdrohungen könne ein Therapeut, der es mit PAS-Symptomen zu tun habe, „kaum effizient arbeiten„, schreibt Richard A. Gardner (Gardner 2002)…

Entfremder brauchen Grenzen: …Der entfremdende Elternteil muss von Anfang an wissen, wie destruktiv und unmoralisch sein Handeln ist und dass er keinerlei Toleranz von Seiten des Gutachters, Verfahrenspflegers oder Sozialarbeiters dafür bekommen wird. „Erfährt der entfremdende Elternteil keine Grenzsetzung von Institutionen oder vom sozialen Umfeld“, fühlt er sich belohnt, meint Andritzky…

Tipps für Richter, Verfahrenspfleger, Anwälte, Gutachter und Sozialarbeiter:

  • …Väter sind keine „Besuchsonkel“: Kinder brauchen ihre Väter auch zum Vorlesen, Gute-Nacht-sagen, Kuscheln, Zähneputzen und Frühstücken. Geschiedene Väter, die ihre Kinder auch über Nacht bei sich haben dürfen, halten einen intensiveren Kontakt und brechen ihn wesentlich seltener ab als „Besuchsväter“, hat ein Forscherteam an der Standford University herausgefunden.
  • Umgangsrecht aussetzen: Wenn Sie als Richter das Umgangsrecht aussetzen, seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie damit den ohnehin schon ausgegrenzten Elternteil bestrafen. So eine Entscheidung geht an den Bedürfnissen des Kindes vorbei. Es ist keine Lösung, auch keine Teillösung, sondern verschärft den Konflikt…
  • …Zeit heilt keine Wunden: Der kluge Gedanke, Zeit heile Wunden, hilft bei PAS-Symptomatik aller Erfahrung nach wenig. Die Uhr tickt gegen den unbeschwerten Umgang des Kindes mit beiden Eltern, die Zeit arbeitet für Entfremdung…
  • Eine zugespitzte Frage zum Schluss: Richard A. Gardner und viele andere Therapeuten und Psychologen vergleichen PAS als emotionalen Kindesmissbrauch mit dem sexuellen MIssbrauch. Wenn dem so wäre: Würden Sie sich über das rechtsstaatlich gebotene Mass hinaus für einen Kinderschänder einsetzen? Würden Sie für seinen unkontrollierten Umgang mit dem Opfer plädieren oder gar das Sorgerecht für ihn erwirken?

…Pamela Hoch leitet heute die „Rachel Foundation“ und begleitet die Wiedervereinigung von entfremdeten Kindern mit ihren Eltern…

…Ich habe inzwischen viele Fälle erlebt, in denen es hilfreich war, die Geschwister zu trennen, wenn sie in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sind. Man muss die Kinder retten, die jetzt zu retten sind…
Mrs. Doubtfire/Väter ohne Sorgerecht VoS

http://www.doubtfire.ch/PAS.htm

Kinder- und Jugendhilfegesetz Salzburg (Jugendamt)

Jugendhilfe: Salzburg zieht als letztes Land nach

Mit einem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz will Salzburg als letztes Bundesland die Mindestanforderungen des Bundes erfüllen. Der Landtagsausschuss berät das Gesetz am Mittwoch, am 1. Mai soll es das alte Jugendwohlfahrtsgesetz ablösen.

2.000 Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen brauchen derzeit in Salzburg Hilfe. Ihre Situation soll sich jetzt durch das Gesetz verbessern. Junge Mütter zwischen 18 und 21 Jahren sollen künftig mit ihrem Baby ein Jahr lang in einer Baby-Kind-Wohngemeinschaft wohnen können, anstatt das Kind zur Fürsorge geben zu müssen. Betroffene Familien müssen für Unterstützung durch Sozialarbeiter nichts mehr dazuzahlen. Bei Kindesabnahmen durch das Jugendamt soll es künftig auch eine Betreuung für die Eltern geben. Zusätzlich bekommt das Land einen psychologischen Dienst, auf den die Jugendämter bei Bedarf zugreifen können.

Mehrkosten von 340.000 Euro im Jahr

Salzburg erfüllt mit dem neuen Gesetz als letztes Bundesland die Anforderungen des Bundes. Die Mehrkosten für die Änderungen betragen jährlich rund 340.000 Euro, sagt Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne): „Davon trägt das Land die eine Hälfte, die Gemeinden tragen die andere Hälfte. Wir haben dafür schon im Budget 2015 Vorsorge getroffen.“ Durch die Gesetzesnovelle werden keine zusätzlichen Sozialarbeiter und Psychotherapeuten benötigt.

Link:

  • Details zu dem neuen Gesetz

25.02.2015
http://salzburg.orf.at/news/stories/2696430/
>>>

Ein Gesetz im Zeichen der Prävention

Schellhorn: Rechtzeitige, vorbeugende und ausreichende Hilfe für Kinder und Jugendliche
Salzburger Landeskorrespondenz, 24. Februar 2015
LR Dr. Heinrich Schellhorn und Dr. Roland Ellmer, Leiter des Referates für Kinder- und Jugendhilfe des Landes Salzburg

(LK)  Ab Mittwoch, 25. Februar, wird die Regierungsvorlage zum neuen Salzburger Kinder- und Jugendhilfegesetz im Landtagsausschuss beraten. Den Abgeordneten liegt mit dieser Vorlage ein Gesetz im Zeichen der rechtzeitigen, vorbeugenden und ausreichenden Hilfe für Kinder und Jugendliche und deren Familien, die die Hilfe der Gesellschaft brauchen, vor.

Für Sozialreferent Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn steht der Präventionsgedanke im Vordergrund: „Wir wollen in Lebensglück und in gelingendes Leben investieren und nicht in lebenslange Problemfälle. Wir wollen über Generationen weitergegebene schlechte Startbedingungen ins Leben mit rechtzeitigen und ausreichenden Hilfen durchbrechen. Auf diesem Weg ist das neue Gesetz ein Fortschritt“, so Schellhorn bei einem Informationsgespräch heute, Dienstag, 24. Februar, in Salzburg.

Treffender Name und frühe Hilfen

Jugendwohlfahrt“ und „Jugendwohlfahrtsgesetz“ strahlen Obrigkeit und bevormundenden Fürsorgestaat aus, sie werden durch den treffenden Begriff „Kinder- und Jugendhilfe“ abgelöst.

Das neue Gesetz hat mit den frühen Hilfen ein zentrales Instrument der Prävention verankert. Es wird damit eine verbesserte Möglichkeit geschaffen, Familien zu erreichen, noch bevor eine Gefährdung des Kindeswohls eintritt.

Vier-Augen-Prinzip

Das durchgehende Vier-Augen-Prinzip bei Gefährdungsabklärungen und bei der Hilfeplanung durch die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Jugendämter setzt einen hohen Standard für fachlichen Austausch, fachliche Sicherheit und wechselseitige Kontrolle. Das dient den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrer exponierten Arbeit und den betroffenen Jugendlichen mit ihren Familien.

Verstärkte Zusammenarbeit mit privaten Trägern

Die gemeinsamen Helferinnen- und Helferkonferenzen mit Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendämter, der Sozialabteilung des Landes und den privaten Partnern der Kinder- und Jugendhilfe werden gesetzlich gestärkt.

Kostenersatz bei ambulanten Leistungen entfällt

Eltern wurden bisher grundsätzlich zum Kostenersatz herangezogen, wenn Maßnahmen im Sinne des Kindeswohls getroffen werden müssen. Dies galt für ambulante Hilfen durch Psychologinnen und Psychologen, Therapeutinnen und Therapeuten oder Sozialarbeitskräfte ebenso wie für notwendige Unterbringungen bei Pflegeeltern, in einem SOS-Kinderdorf oder in therapeutischen Wohngemeinschaften. Mit dem neuen Gesetz entfällt der Kostenersatz bei ambulanten Hilfen gänzlich. Das wird sich positiv auf die Bereitschaft der Eltern, solche Hilfen anzunehmen, auswirken. Damit können zahlreiche Unterbringungen außerhalb der Familie vermieden werden.

Mehr Leistungen für junge Mütter

Es gibt erstmals Angebote für rechtlich schon erwachsene junge Mütter zwischen 18 und 21 Jahren. Sie können gemeinsam mit ihren Kindern in einer Mutter-Kind-Wohngemeinschaft intensiv betreut werden. Diese Neuerung wird Kindesabnahmen verhindern und die Lebensgeschichte von Kindern positiv beeinflussen.

Individuelle Betreuung in Einrichtungen

Wenn Kinder oder Jugendliche in Einrichtungen wie Wohngemeinschaften oder SOS-Kinderdörfern untergebracht werden müssen, ist mit dem neuen Gesetz bei Notwendigkeit eine vorübergehende individuelle Zusatzbetreuung möglich. Mit diesen zusätzlichen Hilfen soll auch bei auftretenden Problemen ein längerer Verbleib der Kinder und Jugendlichen in den Einrichtungen gesichert werden. Auch dies wird präventiv wirken, weil negativ wirkende Beziehungsabbrüche durch die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in immer anderen Einrichtungen vermieden werden können.

Krisenbegleitung für Eltern bei Kindesabnahmen

Die Jugendämter werden bereits zunehmend als Partner und Helfer von Familien mit entsprechendem Bedarf wahrgenommen. Das neue Gesetz bietet die Möglichkeit, in den besonders schwierigen Situationen, in denen auch die Unterbringung von Kindern in Einrichtungen oder bei Pflegeeltern gegen den Willen der Eltern notwendig ist, auch die Eltern zu begleiten und ihnen zu helfen. Das wird sich auf die künftige Beziehung der Eltern zu ihren Kindern und ihre Kooperationsbereitschaft mit der Kinder- und Jugendhilfe positiv auswirken.

Kinder- und Jugendrat für die Betroffenen

Der Gedanke der Selbstvertretung von Betroffenen in Einrichtungen bekommt mit dem neuen Gesetz eine Entsprechung. Die Kinder und Jugendlichen werden mit dem im Gesetz vorgesehenen Kinder- und Jugendrat gestärkt.

Psychologischer Dienst

Mit dem neuen Gesetz wird erstmals beim Land ein psychologischer Dienst, auf den die Jugendämter zur Unterstützung ihrer Arbeit zugreifen können, eingerichtet. Das Ziel ist eine praxisnahe Unterstützung der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen und die Sicherung der hohen fachlichen Qualität von Entscheidungen.

Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge

Der in der Begutachtungsphase zum neuen Gesetz kritisch gesehene Umgang mit der Versorgung von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen wurde subsidiär geregelt. Für jugendliche Asylsuchende bleibt als Basisversorgung so wie bisher die Grundversorgung im Verhältnis von 60:40 zwischen Bund und Land zuständig. Wenn darüber hinaus im Sinne des Kindeswohls Ausgaben notwendig sind, werden diese von der Kinder- und Jungendhilfe getragen. Das entspricht der bisherigen Vorgangsweise und wird nun rechtlich abgesichert.

Mehrkosten kommen dreifach zurück

Die jährlichen Mehrkosten für die zahlreichen praxisnahen Verbesserungen werden mit 339.566 Euro angenommen. Sie werden im Verhältnis 50:50 von Land und Gemeinden getragen. Volkswirtschaftlich ist das sehr gut angelegtes Geld. Die Ersparnisse in Systemen wie Schule, Gesundheit, Sicherheit, Justiz, Mindestsicherung können mindestens mit 1:3 Euro angenommen werden. Ein Euro in Vorbeugung investiert spart laut einer Berechnung von Prof. Michael Macsenaere, Leiter des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz, später mindestens drei Euro ein.

Eine Reform aus der Praxis

Das neue Gesetz habe mit Prävention ein klares politisches Ziel. Der Weg dorthin sei aber in einem sehr partizipativen, gemeinsamen Prozess gegangen worden, betonte Sozialreferent Schellhorn: „Die Erfahrungen und Anregungen aus der Praxis, aus den Jugendämtern, den Einrichtungen und den Sozialpartnern des Landes wurden gehört und sind in das neue Gesetz eingeflossen. Man kann sagen, dass es ein Gesetz aus der Praxis und für die Praxis ist. Auch deshalb wird vielen Kindern und Jugendlichen besser geholfen werden können.“ t42-52