Kinder als Geschäft – Pflegefamilie – Jugendamt – Träger – gemeinnützige Gesellschaft

Jugendhilfe Eifel: Alles nur schöner Schein?

(Daleiden) Hat die Jugendhilfe Eifel gegen Kinderrechte verstoßen? Die Vorwürfe des Landesjugendamts gegen den privaten Träger wiegen schwer. Deswegen soll jetzt auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnte dies das Aus für die erst vor drei Jahren gegründete gemeinnützige GmbH bedeuten.
  • Alex und Sandra Mayer haben die Jugendhilfe Eifel aufgebaut. Jetzt steht die Daleidener Einrichtung gehörig unter Druck. Das Landesjugendamt fordert die Schließung. Das Foto wurde im März dieses Jahres aufgenommen. Foto: TV-Archiv/Frank Auffenberg Foto: Frank Auffenberg (aff) („TV-Upload Auffenberg“ <cci_repl)< span=““>
Daleiden. Fröhliche, glückliche junge Menschen in einem gemütlichen Zuhause inmitten einer intakten Natur – so zeigt ein Anfang des Jahres im SWR-Fernsehen ausgestrahlter Beitrag die von der Jugendhilfe Eifel in Daleiden betreuten Kinder und Jugendlichen. „Wir haben Kinder hier, die Schlimmes erlebt haben“, erklären die beiden Jugendhilfe-Gründer Alex und Sandra Mayer den Moderatoren, um dann zu erläutern, wie den traumatisierten Kindern von versierten Pädagogen und Erziehern geholfen wird.
Glaubt man dem rheinland-pfälzischen Landesjugendamt, gab es in der für zehn Kinder und Jugendliche ausgelegten Daleidener Jugendhilfeeinrichtung aber auch eine andere Seite der Medaille, die so gar nicht zur Selbstdarstellung des Trägers passen mag. Wie unserer Zeitung jetzt auf Anfrage bestätigt wurde, wurden von den Jugendämtern der Stadt Trier und des Kreises Trier-Saarburg schon vor einigen Tagen mehrere Kinder aus der Einrichtung herausgeholt.
Der ungewöhnlichen Maßnahme vorausgegangen war eine Info des Landesjugendamts. Nach Hinweisen hatte die Behörde das Daleidener Haus überprüft und war dabei offenbar auf zahlreiche Mängel gestoßen. „Es wurden ,pädagogische Maßnahmen\‘ praktiziert, die gegen Kinderrechte verstoßen“, sagte Behördensprecher Matthias Bolch unserer Zeitung. Zusätzlich seien auch Vorgaben der Betriebserlaubnis und gesetzliche Meldepflichten missachtet worden. Es war nicht das erste Mal, dass die Daleidener Einrichtung auffiel. „Es gab schon vor zwei Jahren Hinweise auf pädagogisch unangemessenes Verhalten“, sagt der Sprecher der Stadt Trier, Ralf Frühauf. Allerdings sei der zurückliegende und vom Träger selbst gemeldete Vorfall „nicht mit den aktuellen Mängeln zu vergleichen“, sagt Landesjugendamtssprecher Bolch.

Welche Vorwürfe konkret im Raum stehen, ist von den Jugendämtern nicht zu erfahren. Der Geschäftsführer der Jugendhilfe Eifel, Alex Mayer, spricht in diesem Zusammenhang von der beabsichtigten Bestrafung eines 12-jährigen Kindes durch eine Mitarbeiterin. Zu dieser Bestrafung – ein Tag bei Wasser und Brot – sei es aber nicht gekommen, weil Kolleginnen dies verhindert hätten. Beabsichtigt oder praktiziert – zwischen den Ausführungen des Trägers und der Wortwahl des Landesjugendamts klafft eine ziemliche Lücke.
Auch an anderer Stelle gehen die Schilderungen auseinander. Während Jugendhilfe-Eifel-Chef Alex Mayer unserer Zeitung sagte, der Mitarbeiterin, die mit der Wasser-und-Brot-Bestrafung gedroht habe, sei gekündigt worden, spricht das Landesjugendamt von mehreren Mitarbeiterinnen, denen wegen der bedenklichen pädagogischen Maßnahmen gekündigt worden sei. So oder so: Nach Ansicht der Aufsichtsbehörde sind „die bislang erfolgten Maßnahmen nicht ausreichend“.
Hört sich das so an, als könnte der Träger die Missstände in Daleiden noch beheben, macht das Landesjugendamt auf TV-Anfrage deutlich, dass das Haus wohl keine Zukunft mehr hat. „Dem Träger wurde dringend geraten, die Einrichtung stillzulegen“, sagt Behördensprecher Matthias Bolch.
Daneben prüfe das Landesjugendamt den Widerruf der Betriebserlaubnis sowie weitere aufsichtsrechtliche Maßnahmen.
Geschäftsführer Alex Mayer kann das massive Vorgehen der Behörden nicht verstehen. Nach seinen Angaben hat es in den vergangenen zwei Wochen neun Überprüfungen gegeben, darunter auch von Bauaufsicht und Lebensmittelkontrolle, und alles sei okay gewesen. „Für uns war die Sache damit eigentlich erledigt“, sagt der Jugendhilfe-Eifel-Geschäftsführer.
Die Aufsichtsbehörden sehen das aber offenbar anders.

Extra

Die Jugendhilfe Eifel wurde vor drei Jahren von den Pädagogen Alex und Sandra Mayer gegründet. Die gemeinnützige Gesellschaft mit Hauptsitz in Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm) bietet laut Eigenwerbung an über 30 Standorten in Deutschland, Luxemburg, Belgien und der Türkei sogenannte familienanaloge Jugendhilfe im stationären Rahmen an. Hinzu kommen ambulante und therapeutische Hilfen. Laut Geschäftsführer Alex Mayer hat die Jugendhilfe 82 Mitarbeiter und bietet 110 Plätze für Kinder und Jugendliche an (Stand: März 2015). sey

Extra

Die Ausgaben der öffentlichen Hand für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen steigen von Jahr zu Jahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts flossen 2013 für Kitas, Tagesmütter, Heimerziehung und Jugendarbeit 32,8 Milliarden Euro aus den Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden. Das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Von den Ausgaben wurden bundesweit allein 4,7 Milliarden Euro für die Unterbringung junger Menschen in Heimen oder betreuten Wohngemeinschaften gezahlt. In Rheinland-Pfalz flossen in diesen Bereich laut Statistischem Bundesamt knapp 253 Millionen Euro. Nach Angaben des Landesjugendamts arbeiten in Rheinland-Pfalz 220 Träger im Bereich der stationären und teilstationären Jugendhilfe. 6000 Betreuungsplätze stehen in diesem Bereich für Kinder und Jugendliche zur Verfügung.

sey, 1.5.2015
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Jugendhilfe-Eifel-Alles-nur-schoener-Schein;art806,4201476
Tags: Erziehung – Freier Träger – Pflegefamile –  Alexander Mayer – Kinderrechte – Menschenrechtsverletzung – Kinderhandel

Misshandlungen von Heimkind in privaten Jugendhilfeeinrichtung in Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm)

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Jugendhilfe-Mitarbeiter aus Daleiden

(Trier) Die Staatsanwaltschaft Trier hat ein Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter einer privaten Jugendhilfeeinrichtung in Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm) eingeleitet.
Es bestehe der Verdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Mittwoch in Trier.
  • Das Gebäude der Staatsanwaltschaft Trier an der Christophstraße. TV-Foto: Roland Morgen

In mehreren Fällen sollen Kinder wegen Fehlverhaltens «in inadäquater und unzulässiger Weise sanktioniert» worden sein. Nähere Angaben dazu machte er nicht.

Die Ermittlungen wurden nach einer Strafanzeige des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung in Mainz in Gang gesetzt. Das Verfahren richte sich konkret gegen eine Mitarbeiterin, die für einen der Vorfälle verantwortlich sein soll, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Auf wessen Konto mögliche weitere Vorfälle gingen, sei noch unklar. «Wir stehen da noch ganz am Anfang», sagte Fritzen.

Das Landesjugendamt sprach von einem Verstoß gegen Kinderrechte und hatte Anfang Mai wegen unerlaubter Erziehungsmaßnahmen auf eine Schließung der Einrichtung gedrungen. Das Amt hatte auch die betreffenden Jugendämter informiert. Daraufhin waren zehn Kinder aus der Einrichtung genommen worden.

Jugendhilfe Eifel: Alles nur schöner Schein?

Heimkind hat zur Strafe zwei Tage nur Wasser und Brot bekommen – Eifel in Daleiden

Nach Misshandlungsvorwürfen gegen Jugendhilfe Eifel Familiengruppe Daleiden dicht

In der Einrichtung der Jugendhilfe Eifel in Daleiden werden keine Kinder mehr untergebracht. Das Landesjugendamt entzog dem Betreiber am Freitag die Betriebserlaubnis.

Kinderhand wird festgehalten

(Symbolbild)

Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt, weil Kinder mehrfach in unzulässiger Weise bestraft worden sein sollen. Aus Mitarbeiterkreisen hieß es gegenüber dem SWR, ein Junge sei in einem Fall über zwei Tage zur Strafe in einem unsanierten Teil der Einrichtung untergebracht worden. Er habe von der Gruppenleitung nur Wasser und Brot bekommen. Dieser Teil des Gebäudes soll „Der verbotene Gang“ genannt worden sein. Die für die Maßnahmen Verantwortlichen sollen vom Betreiber inzwischen die Kündigung bekommen haben. Alle Kinder wurden aus der Einrichtung herausgenommen.

Der Betreiber der Jugendhilfe Eifel kündigte am Samstag an, die Begründung für den Entzug der Betriebserlaubnis prüfen zu wollen. Man erhoffe sich eine zeitnahe und wahrheitsgemäße Klärung, teilte die Gesellschaft dem SWR mit.

Strafanzeige des Landesjugendamtes

Das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung hatte die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mit einer Strafanzeige in Gang gesetzt. Es spricht von einem Verstoß gegen Kinderrechte in der Einrichtung in Daleiden (Kreis Bitburg-Prüm). Es gebe konkrete Anhaltspunkte, dass der Träger zu wenig und nicht ausreichend qualifiziertes Personal eingesetzt habe. Das Landesjugendamt ist nach Aussage seiner Leiterin jetzt dabei, Personalmeldungen auch für andere Einrichtungen des Trägers zu überprüfen.

30 Standorte

Der Jugendhilfe-Betreiber hat seit 2012 über 30 Standorte mit Jugendhilfe-Angeboten aufgebaut. Das Landesjugendamt sieht das kritisch: Die Leiterin sagte, ein schnelles Wachstum müsse immer mit besonderer Vorsicht betrachtet werden.

Geschäftsmodell Kind?

Insider der Branche berichten, dass Jugendämter mehrere Tausend Euro pro Kind im Monat zahlten. Hier gebe es schon Möglichkeiten, davon etwas zurückzubehalten, etwa, indem man Einrichtungen überbelege. Oder weniger Personal oder geringer qualifiziertes Personal einstelle als vorgesehen. Ob im Falle der Jugendhilfe Eifel solche Absichten eine Rolle spielten, müssen die Ermittlungen zeigen.

Stand: 23.5.2015, 11.39 Uhr
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/trier/nach-misshandlungsvorwuerfen-gegen-jugendhilfe-eifel-familiengruppe-daleiden-dicht/-/id=1672/did=15552208/nid=1672/1cczv2a/

Tags: Missbrauch mit dem Missbrauch – Jugendaendamt – Erzieher – Sozialarbeiter – Freier Träger