Pflegemutter hat ihre Pflegekinder misshandelt

Schwerter Pflegemutter wegen Misshandlung verurteilt

Von Patricia Prange
Das Gericht hatte keine Zweifel an den Aussagen der Kinder. Die 49-jährige Angeklage bestritt die Übergriffe.

Anfangs ging es den zwei Jungen (9 und 13) bei ihrer Pflegemutter sehr gut. Nichts deutete darauf hin, dass die Schwerterin zu Gewalttätigkeiten neigt. Dann begann die 49-jährige 2014 aber, ihre Pflegesöhne zu misshandeln – schlug sie, trat sie, stopfte ihnen dreckige Wäsche in den Mund. Am Montag wurde die Frau verurteilt.

Das Jugendschöffengericht in Hagen verurteilte die 49-jährige damalige Pflegemutter aus Schwerte zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Ob es persönliche Probleme waren oder ob die gelernte Erzieherin plötzlich mit den beiden Jungen überfordert war, konnte das Gericht nur mutmaßen.

Das Hagener Jugendschöffengericht hatte den Fall bereits im Februar anverhandelt. Damals hatte die gelernte Erzieherin zu den Vorwürfen geschwiegen, die Jungen getreten, geschlagen und ihnen die schmutzigen Socken in die Münder gesteckt zu haben, weil sie sie vorher nicht weggeräumt hatten. Das Verfahren wurde bis Montag, 27. April, ausgesetzt, weil die Jungen als Zeugen geladen werden mussten.

Jungen weinen und zittern bei ihren Aussagen

Weinend und zitternd berichteten nun die Kinder von den schlimmen Ereignissen. Weil der Ältere bei den Englisch-Hausaufgaben Fehler gemacht hatte, schlug sie ihm mit dem Buch vor den Kopf. Immer mehr schockierende Details kamen dann ans Tageslicht. Oft durften die Brüder nicht zusammen spielen und bekamen Order, für sich in ihren Zimmern zu bleiben. Taten sie das nicht, trat die Pflegemutter sie in ihrem Jähzorn oder stellte dem Kleinen ein Bein, so dass er hinfiel.

„Sie hat mich gewürgt, weil ich nicht aufgeräumt hatte“

Am 13. April erreichte die Pein ihren Höhepunkt: „Sie hat mich gewürgt, weil ich nicht aufgeräumt hatte“, erzählte der Neunjährige und demonstrierte das, indem er sich an den Kragen seiner Jacke fasste und ganz fest die Hand um seinen Hals legte. Der 13-jährige alarmierte daraufhin seinen Vater per SMS.

Der 34-jährige übergab dem Gericht Ausdrucke des Gesprächsverlaufs. Darin hieß es: „Ich halte das nicht mehr aus. Sie hat ihn schon wieder geschlagen. Bitte hol die Polizei. Ich habe so Angst.“ Der Polizei erklärten die verstörten Jungen, sie wollten lieber ins Heim als bei der Schwerterin bleiben.

Gericht hat keine Zweifel

Die 49-jährige bestritt die Übergriffe. „Ich kann mir nicht erklären, wie die Jungen darauf gekommen sind.“ Das Gericht hatte jedoch keine Zweifel an den Aussagen der Kinder. „Kein Kind geht lieber zurück ins Heim, wenn es sich so eine Geschichte nur ausgedacht hat“, so das Fazit der Richterin.

28.04.2015 | 10:51 Uhr
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