Australische Klinik wehrt sich gegen Abschiebung von Baby
Behörden wollen einjährige Asha in Übersee-Lager auf Nauru deportieren / Im ganzen Land Demonstrationen gegen rigorose Abschottungspolitik
Sydney. Ein australisches Krankenhaus wehrt sich gegen die Abschiebung eines zwölf Monate alten Babys in ein Flüchtlingslager auf der Pazifikinsel Nauru. Die kleine Asha werde erst entlassen, wenn für sie ein »geeignetes häusliches Umfeld« gefunden worden sei, erklärte das Kinderkrankenhaus Lady Cilento in Brisbane am Sonntag. Vor dem Krankenhaus beteiligten sich hunderte Menschen an einer Mahnwache für den Verbleib des Babys in der Klinik.
Australien lässt keine Bootsflüchtlinge ins Land, sondern interniert sie in Lagern auf Nauru und in Papua-Neuguinea. Anfang Februar wies Australiens Oberster Gerichtshof die Klage einer Frau aus Bangladesch gegen ihren Zwangsaufenthalt auf Nauru ab. Der Prozess galt als Präzedenzfall für mehr als 260 Asylbewerber, die aus medizinischen Gründen nach Australien geflogen worden waren und nun von der Rückführung bedroht sind.
Die zwölf Monate alte Asha, deren Eltern aus Nepal stammen, war Ende Januar mit schweren Brandverletzungen von dem Flüchtlingslager auf Nauru zur Behandlung nach Australien gebracht worden. Unter den 267 von der Abschiebung bedrohten Menschen sind neben Asha noch 36 andere Babys und 54 Kinder.
Seit der Gerichtsentscheidung gibt es im ganzen Land Demonstrationen gegen die Abschiebungen und Australiens harte Einwanderungspolitik. Am Hafen von Sydney entrollten Aktivisten von Organisationen wie Amnesty International und Greenpeace am Sonntag ein riesiges Banner mit der Aufschrift »Lasst sie bleiben«.
Die Kirchen kündigten nach der Gerichtsentscheidung an, den Betroffenen im Fall ihrer Abschiebung Schutz zu gewähren, und auch die Regierungen mehrerer Bundesstaaten stellten sich hinter die Flüchtlinge. Der Gesundheitsminister von Queensland, Cameron Dick, lobte am Sonntag ausdrücklich die Entscheidung der Klinik in Brisbane. Er unterstütze die Ärzte darin, »die richtigen medizinischen Entscheidungen zu treffen«.
Der frühere Minister für Einwanderung, Scott Morrison, kündigte an, dass die Regierung trotz der Proteste bei ihrer rigorosen Abschottungspolitik bleiben würde: »Sie wird bei ihrer Entscheidung bleiben, absolut und vollständig.« Der Premierminister Malcom Turnbull ging in einem Statement nicht direkt auf den Fall aien, wollte aber festgehalten wissen: »Wir betreiben diese Politik mit großer Sorge und mit großem Mitgefühl.«
Die Regierung in Canberra argumentiert, dass durch ihre Politik weniger Bootsflüchtlinge im Meer ums Leben kämen. Eine Senatsermittlung kam unlängst aber zu dem Schluss, dass die Bedingungen in den Übersee-Lagern unangemessen und unsicher sind. Menschenrechtsgruppen berichten immer wieder von sexueller Gewalt. Erst Mitte Januar wurde zudem bekannt, dass es im Schnitt jeden zweiten Tag Selbstverletzungen in den Lagern gibt.
AFP/nd, 15.02.2016